Maria Erika Lyrikweg
Der „Maria Erika Lyrikweg“ ist Teil eines Wald- und Wiesenpfades, der die Gemeinden Andelsbuch und Egg im Bregenzerwald verbindet. Er lädt zu einer Wanderung mit dem Naturschauplatz entsprechend ausgewählten lyrischen Impulsen ein.
Ausstellung 2024/2025
Zum 155. Todestag von Franz Michael Felder
Die dritte Ausstellung am Maria Erika Lyrikweg ab Mai 2024 ist dem Bregenzerwälder Schriftsteller und Bauer Franz Michael Felder (1839-1869) gewidmet. Sein soziales und politisches Engagement hat auch 155 Jahre nach seinem Tod nichts an Brisanz verloren.
Franz Michael Felders Werk zeigt sein tiefes Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit, seine Liebe zu Mensch und Tier und sein Gottvertrauen. Die auf Filz gedruckten literarischen Impulse laden dazu ein, den Lyrikweg in seinem Geiste zu gehen.
Der in der Heimat u.a. wegen seiner auf die nahe Umgebung bezugnehmenden Texte angefeindete Schriftsteller und Poet hatte tägliche Gänge talein- und talauswärts zu bewältigen. An sein einschneidendes Erlebnis an der Bregenzerach in Schoppernau, als eine Brücke unter der Last seiner vom rechten Weg abgekommenen Viehherde mit ihm einstürzte, denkt man beim Durchwandern des Lyrikwegs, wo er direkt an der Bregenzerach entlangführt. Der von Zeugen des Unfalls im Stich gelassene Franz Michael Felder kam nur knapp mit dem Leben davon.
Als Initiatorin des Lyrikwegs habe ich die Gedichte der Dauerausstellung in Ton dem jeweiligen Naturschauplatz entsprechend ausgesucht, auch die Wechselausstellungen der Texte auf Filz werden von mir kuratiert.
In den letzten Monaten wurden vier der acht Tontafeln der Dauerausstellung mutwillig zerstört. Als Spiegel unserer Zeit bleiben die Steine mit den beschädigten Gedichten vorerst in diesem Zustand. Die neue Wechselausstellung beinhaltet ein Mut machendes Zitat Franz Michael Felders aus einem Brief an seinen Schwager Kaspar Moosbrugger:
"Ich bedaure, daß die Krankheit der feinen Selbstsucht so um sich greift, erfreue mich aber stets an der Hoffnung, daß sie uns nie aufhalten, hindern, schwächen soll, für das allgemeine Beste zu wirken."
Doris Franz
Kuratorin und Waldbesitzerin
April 2024
Herzlichen Dank dem Franz-Michael-Felder-Verein
für die Unterstützung.
Norbert Häsler hatte die Idee, den Maria Erika Lyrikweg filmisch zu dokumentieren und hat das im Mai 2024 auch liebevoll umgesetzt. Danke!
Ausstellung 2023/24
Zwischen unendlichen Welten
die Liebe finden
sich selbst
zwischen Freund und Feind
hungern nach Auferstehung
(Querschnitt aus der Lyrikwerkstatt)
"Vom Finden"
Eine besondere Freude ist es, mit der aktuellen Ausstellung Gedichte junger Menschen aus unserer Region präsentieren zu dürfen! In Zusammenarbeit mit dem BORG Egg konnte im vergangenen Winter eine Lyrik-Werkstatt mit der Schriftstellerin Antonie Schneider stattfinden.
Wenn uns etwas tief berührt, kann es den Lärm der Welt um uns herum für einige Zeit verschwinden lassen. Inmitten der vielen Probleme, mit denen die Menschheit und jede und jeder einzelne von uns vielleicht zu kämpfen hat, können wir einander eine Stütze sein. Wenn wir miteinander teilen, was wir im Innersten sind, können wir erkennen, dass wir nicht alleine, sondern alle-eines sind. Wir können, wie Hermann Hesse sagt, einander in verstehende Augen sehen, einander Trost sein, einander zum Trost leben.
Zu berühren vermögen die Gedichte der 13 Jugendlichen vom BORG Egg. Herzlichen Dank an die Dichterinnen und Dichter. Ihr Mut, Gedanken und Empfinden mit uns zu teilen, ist zu einer großen Bereicherung für uns alle geworden!
Fächerübergreifend setzten sich Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtfachs Kunst der 6. Klasse auf spannende Weise mit den entstandenen Texten auseinander. Ihre Werke bebildern das kleine Buch „Vom Finden“, das dank finanzieller Unterstützung des Elternvereins des BORG Egg in einer Auflage von 100 Stück gedruckt werden konnte.
Ich danke Antonie Schneider und den Lehrerinnen Christine Felder-Lang und Maria Meusburger-Bereuter, sowie den jungen Kunstschaffenden für die schöne, ergiebige Zusammenarbeit! Für die „frischen“ Gedichte wünsche ich, dass ihre Kraft über den Maria Erika Lyrikweg in die Welt hinaus strahlen möge!
Doris Franz, im April 2023
Danke für die finanzielle Unterstützung an Double Check - Netzwerk für Kultur und Bildung in Vorarlberg
Informationen
„Wechselausstellung“
Entlang des 200m langen Waldpfades liegen in Ton gebrannte Gedichte auf jahrtausende alten Bregenzerach-Steinen. Auf Filz gedruckte Verse – größtenteils zeitgenössischer Dichterinnen und Dichter – hängen an ausgesuchten Stellen vom Baum. Diese hängenden „Blätter“ begleiten uns jeweils ein Jahr lang.
„Laubparkett“
Das Herz des Waldstückes ist ein kleiner von Bäumen umringter Platz an der Bregenzerache – ein Ort der Ruhe, des Lauschens und Staunens, „wo der Mittag seine Schwüle und der Donner seine Stimme verliert“.
Das „Laubparkett“ wird bei Bedarf zur Bühne für kleine Lesungen und musikalische Darbietungen, zum Treffpunkt für Literatur- und Kulturinteressierte. Vor allem dient es aber als gemütliches Rastplätzchen im Laub.
Lage
Länge: ca. 200m Waldpfad
Von der Grenze zum Gemeindegebiet Egg/Junkerau weg (Tennisplatz), führt der Pfad zuerst an der Bregenzerache entlang, dann steil bergauf, bis zum Saum einer Magerwiese, von dort weiter als Wiesenweg, etwa 15 Gehminuten von den ersten Häusern der Parzelle Meisten, Andelsbuch, entfernt.
Anreise
Die Gedichte
Die Gedichte
Die Gedichte habe ich dem jeweiligen Naturschauplatz entsprechend ausgesucht. Der Maria Erika Lyrikweg soll in erster Linie zum Innehalten einladen, zum „Durchatmen“, der seelischen Erbauung dienen. Hilde Domins „Bitte“ liegt beispielsweise an einem Ort, der in den letzten Jahrzehnten zweimal von außergewöhnlichen Hochwassern überschwemmt und durch die Sandmassen deutlich verändert wurde:
„Wir werden eingetaucht / und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen / wir werden durchnäßt / bis auf die Herzhaut…"
Der Hölderlin-Aphorismus liegt dort, wo sich der Wald oben bei der Wiese lichtet, wo wir unter freiem Himmel über die Felder zu den Bergen aufsehen. Der erste Satz daraus erinnert am anderen Ende des Weges noch einmal an dieses Gefühl der Weite und bestenfalls des "In-Einem-sein" mit allem, was lebt.
Die Ausstellung der Gedichte auf Filz wird von mir selbst kuratiert und wechselt jährlich im Frühjahr. (Quellenverzeichnis 2021/2022)
Als Lyrik-Liebhaberin besuchte ich viele Orte im deutschsprachigen Raum und Italien, an denen Dichterinnen und Dichter gewirkt haben. Ich erlebte Führungen durch Wohnhäuser, vorbei an geschichtsträchtigen Gaststuben und Kliniken, zu Friedhöfen mit Grabsteinen und Denkmälern und begab mich selbst auf die Suche nach Orten damaliger Geschehnisse. Als Lyrik-Schaffende verstehe ich das „Handwerk“, weiß um verschiedene Quellen der Inspiration und beobachte gerne die Wirkung eines Textes im jeweiligen Umfeld.
Mein großer Dank dafür gebührt meiner Freundin und Mentorin Evelyn Brandt!
Die Umsetzung
Die Umsetzung
Das Projekt Maria Erika Lyrikweg ist eine Privatinitiative.
Gemeinsam mit dem Bildhauer Udo Rabensteiner habe ich das Konzept erstellt und an der Umsetzung gearbeitet.
Dem Keramikkünstler Mario Meusburger verdanke ich die Umsetzung der Texte in Ton und die Schriften auf Filz wurden von Gunter Fetz und David Mätzler im händischen Siebdruckverfahren erstellt. Die Typografie wurde von Sägenvier DesignKommunikation erarbeitet. Die Errichtung wurde von den Gemeinden Andelsbuch und Egg, dem Land Vorarlberg und den Sponsoren O&S Bau, d'Wälder Versicherung und illwerke/vkw unterstützt.
Der Name
Das Wald-Grundstück, ein Geschenk meiner Eltern, steht für mich „greifbar“ für die Werte, die sie meinen Brüdern und mir vermittelt haben. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar!
Unserer Mutter, die mich als kleines Mädchen bereits Lieder und Gedichte lehrte, der ich die Liebe zum dichterischen Wort verdanke und die heute noch jederzeit gerne mit mir eine Reise in „Dichters Lande“ unternimmt, widme ich diesen Lyrikweg:
Maria Erika – ihre beiden Vornamen!
Herzlichen Dank an die Autorinnen und Autoren sowie an die Verlage für die freundliche Genehmigung der Verwendung!
2024/2025
Franz Michael Felder:
Nümmamüllers und das Schwarzokaspale. Sämtliche Werke, 1. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Elmar Haller, Bregenz 1978. Erstausgabe Stettner, Lindau 1863. Sonderlinge. Sämtliche Werke, 2. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Artur Schwarz, Bregenz 1976. Erstausgabe Hirzel, Leipzig 1867. Reich und Arm. Sämtliche Werke, 3. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Karl-Heinz Heinzle, Bregenz 1973. Erstausgabe Hirzel, Leibzig 1868. Gedichte. Hrsg. von Ingrid Fürhapter und Jürgen Thaler, Libelle Verlag AG 2022. Franz Michael Felder – Kaspar Moosbrugger. Briefwechsel 1. Teil. Sämtliche Werke, 5. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Eugen Thurnher, Bregenz 1970. Franz Michael Felder – Kaspar Moosbrugger. Briefwechsel 2. Teil. Sämtliche Werke, 6. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Eugen Thurnher, Bregenz 1972. Vermischte Schriften. Sämtliche Werke, 8. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Walter Methlagl, Bregenz 1979. Franz Michael Felder – Rudolf Hildebrand. Briefwechsel 1866-1869. Sämtliche Werke, 9. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Walter Methlagl, Bregenz 1984. Briefwechsel 1856 – 1869, 2. Teil. Sämtliche Werke, 11. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Walter Methlagl, Wilhelm Meusburger, Bregenz 1989. Nachträge. Sämtliche Werke, 12. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Walter Lingenhöle und Jürgen Thaler, Bregenz 1995.
gesammelt in: Franz Michael Felder für die Westentasche. Hrsg. von Siegfried Amadäus Jud 2012 (vergriffen). Franz Michael Felder für die Handtasche. Hrsg. von Siegfried Amadäus Jud, Wolfgang Neugebauer Verlag GmbH, 2017
2023/2024: Ann Kathrin Ast: strings. Aus: vibrieren in dem wir. Parasitenpresse, Köln im Januar 2023 Antonie Schneider: Mein weißes Blatt. Aus: Es flattert und singt. Gedichte und mehr und alles für Kinder. Hrsg. Christine Knödler, 2020 dtv Verlagsgesellschaft, München, S. 7 und S. 117. Unveröffentlichte Gedichte der Schülerinnen und Schüler des Bundesoberstufenrealbymnasiums BORG Egg: Laurin Albrecht, Zahraa Al-Musawi, Marika Bals, Flora Bohle, Alexandra Hammerer, Maria Hämmerle, Felizia Nußbaumer, Annina Schweizer, Caspar Spets, Pia Übelher, Chiara Verza, Bianca Waltner und Paola Winkel
2021/2022: Kurt Aebli: Haltesignal. Aus: Im Grunde wäre ich lieber Gedicht. Drei Jahrzehnte Poesie. Eine Anthologie. Hersg. Michael Krüger/Holger Pils, 2019 Carl Hanser Verlag, S. 306f. Rose Ausländer: Noch bist du da. Aus: Gesammelte Werke. Die Erde war ein atlasweisses Feld. Gedichte 1927-1956. Hrsg. Helmut Braun, Band 5, 1985 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, S. 86 Gottfried Benn: Raureif. Aus: Gedichte für einen Wintertag. Hrsg. Gudrun Bull, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2007, S. 9 Heinrich Detering: Wasserläufer. Aus: Untertauchen. Gedichte. Wallstein Verlag, Göttingen 2019, S. 22 Hilde Domin: Bitte. Aus: Sämtliche Gedichte, Hrsg. Nikola Herweg/Melanie Reinhold, c S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, S. 181 Vera Ferra-Mikura: Eis. Aus: V. Ferra-Mikura/Romulus Candea: lustig singt die Regentonne. 1964, Verlag Jungbrunnen Wien, S. 19 Stefan George: An baches ranft. Aus: Dies ist ein Lied für dich allein. Vierzig Gedichte mit Deutungen. 2018 Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung Mainz, S. 101 Ulrich Grasnick: Haltesignal. Aus: Der vieltürige Tag. Verlag der Nationen, Berlin 1974, S. 21 Josef Guggenmos: Aus: Was denkt die Maus am Donnerstag?, 1967, 1988 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel, S. 63 Wolfgang Hermann: Tief im Wald. Aus: Schatten auf dem Weg durch den Bernsteinwald. Gedichte. Limbus Verlag, Innsbruck 2013, S. 57 Hermann Hesse: Frühling. Aus: Sämtliche Werke in 20 Bänden. Hrsg. Volker Michels. Band 10: Die Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002 Friedrich Hölderlin: Eines zu sein. Textauszug aus: Hyperion. Empedokles. Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch, Band 27, Frankfurt am Main 2008, S. 16 Heinz Janisch: Wenn der Wind müde wird. Aus: H. Janisch/L. Wolfsgruber: Ich schenk dir einen Ton aus meinem Saxofon. c 1999 Verlag Jungbrunnen Wien, S. 11 Hans Krieger: Wenn nicht. Aus: Namenlot. Kreuzwortgedichte. Elfenbein Verlag, Berlin, 2017, S. 8 Michael Krüger: Am Wasser. Aus: Einmal einfach. Gedichte. Suhrkamp Verlag Berlin 2018, S. 70 Johannes Kühn: Freundin Buche. Aus: Besitzlos den Schmetterling feiernd. Eine Retrospektive. Hrsg. Irmgard und Benno Rech, Rubicon Verlag, München 2018, S. 21 Christian Lehnert: Es ist jetzt alles weit und zittert. Aus: Aufkommender Atem. Gedichte. Suhrkamp Verlag, Berlin 2017, S. 76 Elisabeth Marx: Ertrinkender. Aus: Umarme den Sommer. BUCHER Verlag Hohenems, 2007, S. 28 Friederike Mayröcker: Was brauchst du? Aus: Gesammelte Gedichte 1939-2003. Hrsg. Marcel Beyer. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2004, S. 631 Karlheinz Pichler: der blaue vogel. Aus: alles grün im schatten. BUCHER Verlag Hohenems, 2011, S. 7 Birgit Rietzler: Endlos. Aus: berberitzen. Eine lyrische Wanderung. edition bahnhof, kulturverein bahnhof, Andelsbuch 2010, S. 67 Rainer Maria Rilke: Vor lauter Lauschen und Staunen sei still. Aus: Du musst das Leben nicht verstehen. marxiverlag, Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden 2018, S. 21 Sarah Rinderer, Gewinnerin des Feldkircher Lyrikpreis 2021: fluoreszierende streifen. Aus: 19. Feldkircher Lyrikpreis 2021, Hrsg. Erika Kronabitter, St. Wolfgang 2021 SAID: Herr, ich weigere mich. Aus. Psalmen. C. H. Beck Verlag, München 2007, S. 49 Antonie Schneider: Die Grille. Aus: A. Schneider/M. Goedelt: Es flattert und singt. Gedichte und mehr und alles für Kinder. Hrsg. Christine Knödler, 2020 dtv Verlagsgesellschaft, München, S. 57 Leta Semadeni: In meinem Leben als Fuchs. Aus: In meinem Leben als Fuchs. In mia vita da vuolp. Chasa Editura, Rumantscha, Chur, 2010, S. 6f
Maria Erika Lyrikweg
Der „Maria Erika Lyrikweg“ ist Teil eines Wald- und Wiesenpfades, der die Gemeinden Andelsbuch und Egg im Bregenzerwald verbindet. Er lädt zu einer Wanderung mit dem Naturschauplatz entsprechend ausgewählten lyrischen Impulsen ein.
Ausstellung 2024/2025
Zum 155. Todestag von Franz Michael Felder
Die dritte Ausstellung am Maria Erika Lyrikweg ab Mai 2024 ist dem Bregenzerwälder Schriftsteller und Bauer Franz Michael Felder (1839-1869) gewidmet. Sein soziales und politisches Engagement hat auch 155 Jahre nach seinem Tod nichts an Brisanz verloren.
Franz Michael Felders Werk zeigt sein tiefes Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit, seine Liebe zu Mensch und Tier und sein Gottvertrauen. Die auf Filz gedruckten literarischen Impulse laden dazu ein, den Lyrikweg in seinem Geiste zu gehen.
Der in der Heimat u.a. wegen seiner auf die nahe Umgebung bezugnehmenden Texte angefeindete Schriftsteller und Poet hatte tägliche Gänge talein- und talauswärts zu bewältigen. An sein einschneidendes Erlebnis an der Bregenzerach in Schoppernau, als eine Brücke unter der Last seiner vom rechten Weg abgekommenen Viehherde mit ihm einstürzte, denkt man beim Durchwandern des Lyrikwegs, wo er direkt an der Bregenzerach entlangführt. Der von Zeugen des Unfalls im Stich gelassene Franz Michael Felder kam nur knapp mit dem Leben davon.
Als Initiatorin des Lyrikwegs habe ich die Gedichte der Dauerausstellung in Ton dem jeweiligen Naturschauplatz entsprechend ausgesucht, auch die Wechselausstellungen der Texte auf Filz werden von mir kuratiert.
In den letzten Monaten wurden vier der acht Tontafeln der Dauerausstellung mutwillig zerstört. Als Spiegel unserer Zeit bleiben die Steine mit den beschädigten Gedichten vorerst in diesem Zustand. Die neue Wechselausstellung beinhaltet ein Mut machendes Zitat Franz Michael Felders aus einem Brief an seinen Schwager Kaspar Moosbrugger:
"Ich bedaure, daß die Krankheit der feinen Selbstsucht so um sich greift, erfreue mich aber stets an der Hoffnung, daß sie uns nie aufhalten, hindern, schwächen soll, für das allgemeine Beste zu wirken."
Doris Franz
Kuratorin und Waldbesitzerin
April 2024
Herzlichen Dank dem Franz-Michael-Felder-Verein
für die Unterstützung.
Norbert Häsler hatte die Idee, den Maria Erika Lyrikweg filmisch zu dokumentieren und hat das im Mai 2024 auch liebevoll umgesetzt. Danke!
Ausstellung 2023/24
Zwischen unendlichen Welten
die Liebe finden
sich selbst
zwischen Freund und Feind
hungern nach Auferstehung
(Querschnitt aus der Lyrikwerkstatt)
"Vom Finden"
Eine besondere Freude ist es, mit der aktuellen Ausstellung Gedichte junger Menschen aus unserer Region präsentieren zu dürfen! In Zusammenarbeit mit dem BORG Egg konnte im vergangenen Winter eine Lyrik-Werkstatt mit der Schriftstellerin Antonie Schneider stattfinden.
Wenn uns etwas tief berührt, kann es den Lärm der Welt um uns herum für einige Zeit verschwinden lassen. Inmitten der vielen Probleme, mit denen die Menschheit und jede und jeder einzelne von uns vielleicht zu kämpfen hat, können wir einander eine Stütze sein. Wenn wir miteinander teilen, was wir im Innersten sind, können wir erkennen, dass wir nicht alleine, sondern alle-eines sind. Wir können, wie Hermann Hesse sagt, einander in verstehende Augen sehen, einander Trost sein, einander zum Trost leben.
Zu berühren vermögen die Gedichte der 13 Jugendlichen vom BORG Egg. Herzlichen Dank an die Dichterinnen und Dichter. Ihr Mut, Gedanken und Empfinden mit uns zu teilen, ist zu einer großen Bereicherung für uns alle geworden!
Fächerübergreifend setzten sich Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtfachs Kunst der 6. Klasse auf spannende Weise mit den entstandenen Texten auseinander. Ihre Werke bebildern das kleine Buch „Vom Finden“, das dank finanzieller Unterstützung des Elternvereins des BORG Egg in einer Auflage von 100 Stück gedruckt werden konnte.
Ich danke Antonie Schneider und den Lehrerinnen Christine Felder-Lang und Maria Meusburger-Bereuter, sowie den jungen Kunstschaffenden für die schöne, ergiebige Zusammenarbeit! Für die „frischen“ Gedichte wünsche ich, dass ihre Kraft über den Maria Erika Lyrikweg in die Welt hinaus strahlen möge!
Doris Franz, im April 2023
Danke für die finanzielle Unterstützung an Double Check - Netzwerk für Kultur und Bildung in Vorarlberg
Informationen
„Wechselausstellung“
Entlang des 200m langen Waldpfades liegen in Ton gebrannte Gedichte auf jahrtausende alten Bregenzerach-Steinen. Auf Filz gedruckte Verse – größtenteils zeitgenössischer Dichterinnen und Dichter – hängen an ausgesuchten Stellen vom Baum. Diese hängenden „Blätter“ begleiten uns jeweils ein Jahr lang.
„Laubparkett“
Das Herz des Waldstückes ist ein kleiner von Bäumen umringter Platz an der Bregenzerache – ein Ort der Ruhe, des Lauschens und Staunens, „wo der Mittag seine Schwüle und der Donner seine Stimme verliert“.
Das „Laubparkett“ wird bei Bedarf zur Bühne für kleine Lesungen und musikalische Darbietungen, zum Treffpunkt für Literatur- und Kulturinteressierte. Vor allem dient es aber als gemütliches Rastplätzchen im Laub.
Lage
Länge: ca. 200m Waldpfad
Von der Grenze zum Gemeindegebiet Egg/Junkerau weg (Tennisplatz), führt der Pfad zuerst an der Bregenzerache entlang, dann steil bergauf, bis zum Saum einer Magerwiese, von dort weiter als Wiesenweg, etwa 15 Gehminuten von den ersten Häusern der Parzelle Meisten, Andelsbuch, entfernt.
Anreise
Die Gedichte
Die Gedichte
Die Gedichte habe ich dem jeweiligen Naturschauplatz entsprechend ausgesucht. Der Maria Erika Lyrikweg soll in erster Linie zum Innehalten einladen, zum „Durchatmen“, der seelischen Erbauung dienen. Hilde Domins „Bitte“ liegt beispielsweise an einem Ort, der in den letzten Jahrzehnten zweimal von außergewöhnlichen Hochwassern überschwemmt und durch die Sandmassen deutlich verändert wurde:
„Wir werden eingetaucht / und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen / wir werden durchnäßt / bis auf die Herzhaut…"
Der Hölderlin-Aphorismus liegt dort, wo sich der Wald oben bei der Wiese lichtet, wo wir unter freiem Himmel über die Felder zu den Bergen aufsehen. Der erste Satz daraus erinnert am anderen Ende des Weges noch einmal an dieses Gefühl der Weite und bestenfalls des "In-Einem-sein" mit allem, was lebt.
Die Ausstellung der Gedichte auf Filz wird von mir selbst kuratiert und wechselt jährlich im Frühjahr. (Quellenverzeichnis 2021/2022)
Als Lyrik-Liebhaberin besuchte ich viele Orte im deutschsprachigen Raum und Italien, an denen Dichterinnen und Dichter gewirkt haben. Ich erlebte Führungen durch Wohnhäuser, vorbei an geschichtsträchtigen Gaststuben und Kliniken, zu Friedhöfen mit Grabsteinen und Denkmälern und begab mich selbst auf die Suche nach Orten damaliger Geschehnisse. Als Lyrik-Schaffende verstehe ich das „Handwerk“, weiß um verschiedene Quellen der Inspiration und beobachte gerne die Wirkung eines Textes im jeweiligen Umfeld.
Mein großer Dank dafür gebührt meiner Freundin und Mentorin Evelyn Brandt!
Die Umsetzung
Die Umsetzung
Das Projekt Maria Erika Lyrikweg ist eine Privatinitiative.
Gemeinsam mit dem Bildhauer Udo Rabensteiner habe ich das Konzept erstellt und an der Umsetzung gearbeitet.
Dem Keramikkünstler Mario Meusburger verdanke ich die Umsetzung der Texte in Ton und die Schriften auf Filz wurden von Gunter Fetz und David Mätzler im händischen Siebdruckverfahren erstellt. Die Typografie wurde von Sägenvier DesignKommunikation erarbeitet. Die Errichtung wurde von den Gemeinden Andelsbuch und Egg, dem Land Vorarlberg und den Sponsoren O&S Bau, d'Wälder Versicherung und illwerke/vkw unterstützt.
Der Name
Das Wald-Grundstück, ein Geschenk meiner Eltern, steht für mich „greifbar“ für die Werte, die sie meinen Brüdern und mir vermittelt haben. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar!
Unserer Mutter, die mich als kleines Mädchen bereits Lieder und Gedichte lehrte, der ich die Liebe zum dichterischen Wort verdanke und die heute noch jederzeit gerne mit mir eine Reise in „Dichters Lande“ unternimmt, widme ich diesen Lyrikweg:
Maria Erika – ihre beiden Vornamen!
Herzlichen Dank an die Autorinnen und Autoren sowie an die Verlage für die freundliche Genehmigung der Verwendung!
2024/2025
Franz Michael Felder:
Nümmamüllers und das Schwarzokaspale. Sämtliche Werke, 1. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Elmar Haller, Bregenz 1978. Erstausgabe Stettner, Lindau 1863. Sonderlinge. Sämtliche Werke, 2. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Artur Schwarz, Bregenz 1976. Erstausgabe Hirzel, Leipzig 1867. Reich und Arm. Sämtliche Werke, 3. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Karl-Heinz Heinzle, Bregenz 1973. Erstausgabe Hirzel, Leibzig 1868. Gedichte. Hrsg. von Ingrid Fürhapter und Jürgen Thaler, Libelle Verlag AG 2022. Franz Michael Felder – Kaspar Moosbrugger. Briefwechsel 1. Teil. Sämtliche Werke, 5. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Eugen Thurnher, Bregenz 1970. Franz Michael Felder – Kaspar Moosbrugger. Briefwechsel 2. Teil. Sämtliche Werke, 6. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Eugen Thurnher, Bregenz 1972. Vermischte Schriften. Sämtliche Werke, 8. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Walter Methlagl, Bregenz 1979. Franz Michael Felder – Rudolf Hildebrand. Briefwechsel 1866-1869. Sämtliche Werke, 9. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Walter Methlagl, Bregenz 1984. Briefwechsel 1856 – 1869, 2. Teil. Sämtliche Werke, 11. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Walter Methlagl, Wilhelm Meusburger, Bregenz 1989. Nachträge. Sämtliche Werke, 12. Band, Kommissionsverlag H. Lingenhöle & Co, Hrsg. von Walter Lingenhöle und Jürgen Thaler, Bregenz 1995.
gesammelt in: Franz Michael Felder für die Westentasche. Hrsg. von Siegfried Amadäus Jud 2012 (vergriffen). Franz Michael Felder für die Handtasche. Hrsg. von Siegfried Amadäus Jud, Wolfgang Neugebauer Verlag GmbH, 2017
2023/2024: Ann Kathrin Ast: strings. Aus: vibrieren in dem wir. Parasitenpresse, Köln im Januar 2023 Antonie Schneider: Mein weißes Blatt. Aus: Es flattert und singt. Gedichte und mehr und alles für Kinder. Hrsg. Christine Knödler, 2020 dtv Verlagsgesellschaft, München, S. 7 und S. 117. Unveröffentlichte Gedichte der Schülerinnen und Schüler des Bundesoberstufenrealbymnasiums BORG Egg: Laurin Albrecht, Zahraa Al-Musawi, Marika Bals, Flora Bohle, Alexandra Hammerer, Maria Hämmerle, Felizia Nußbaumer, Annina Schweizer, Caspar Spets, Pia Übelher, Chiara Verza, Bianca Waltner und Paola Winkel
2021/2022: Kurt Aebli: Haltesignal. Aus: Im Grunde wäre ich lieber Gedicht. Drei Jahrzehnte Poesie. Eine Anthologie. Hersg. Michael Krüger/Holger Pils, 2019 Carl Hanser Verlag, S. 306f. Rose Ausländer: Noch bist du da. Aus: Gesammelte Werke. Die Erde war ein atlasweisses Feld. Gedichte 1927-1956. Hrsg. Helmut Braun, Band 5, 1985 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, S. 86 Gottfried Benn: Raureif. Aus: Gedichte für einen Wintertag. Hrsg. Gudrun Bull, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2007, S. 9 Heinrich Detering: Wasserläufer. Aus: Untertauchen. Gedichte. Wallstein Verlag, Göttingen 2019, S. 22 Hilde Domin: Bitte. Aus: Sämtliche Gedichte, Hrsg. Nikola Herweg/Melanie Reinhold, c S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, S. 181 Vera Ferra-Mikura: Eis. Aus: V. Ferra-Mikura/Romulus Candea: lustig singt die Regentonne. 1964, Verlag Jungbrunnen Wien, S. 19 Stefan George: An baches ranft. Aus: Dies ist ein Lied für dich allein. Vierzig Gedichte mit Deutungen. 2018 Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung Mainz, S. 101 Ulrich Grasnick: Haltesignal. Aus: Der vieltürige Tag. Verlag der Nationen, Berlin 1974, S. 21 Josef Guggenmos: Aus: Was denkt die Maus am Donnerstag?, 1967, 1988 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel, S. 63 Wolfgang Hermann: Tief im Wald. Aus: Schatten auf dem Weg durch den Bernsteinwald. Gedichte. Limbus Verlag, Innsbruck 2013, S. 57 Hermann Hesse: Frühling. Aus: Sämtliche Werke in 20 Bänden. Hrsg. Volker Michels. Band 10: Die Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002 Friedrich Hölderlin: Eines zu sein. Textauszug aus: Hyperion. Empedokles. Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch, Band 27, Frankfurt am Main 2008, S. 16 Heinz Janisch: Wenn der Wind müde wird. Aus: H. Janisch/L. Wolfsgruber: Ich schenk dir einen Ton aus meinem Saxofon. c 1999 Verlag Jungbrunnen Wien, S. 11 Hans Krieger: Wenn nicht. Aus: Namenlot. Kreuzwortgedichte. Elfenbein Verlag, Berlin, 2017, S. 8 Michael Krüger: Am Wasser. Aus: Einmal einfach. Gedichte. Suhrkamp Verlag Berlin 2018, S. 70 Johannes Kühn: Freundin Buche. Aus: Besitzlos den Schmetterling feiernd. Eine Retrospektive. Hrsg. Irmgard und Benno Rech, Rubicon Verlag, München 2018, S. 21 Christian Lehnert: Es ist jetzt alles weit und zittert. Aus: Aufkommender Atem. Gedichte. Suhrkamp Verlag, Berlin 2017, S. 76 Elisabeth Marx: Ertrinkender. Aus: Umarme den Sommer. BUCHER Verlag Hohenems, 2007, S. 28 Friederike Mayröcker: Was brauchst du? Aus: Gesammelte Gedichte 1939-2003. Hrsg. Marcel Beyer. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2004, S. 631 Karlheinz Pichler: der blaue vogel. Aus: alles grün im schatten. BUCHER Verlag Hohenems, 2011, S. 7 Birgit Rietzler: Endlos. Aus: berberitzen. Eine lyrische Wanderung. edition bahnhof, kulturverein bahnhof, Andelsbuch 2010, S. 67 Rainer Maria Rilke: Vor lauter Lauschen und Staunen sei still. Aus: Du musst das Leben nicht verstehen. marxiverlag, Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden 2018, S. 21 Sarah Rinderer, Gewinnerin des Feldkircher Lyrikpreis 2021: fluoreszierende streifen. Aus: 19. Feldkircher Lyrikpreis 2021, Hrsg. Erika Kronabitter, St. Wolfgang 2021 SAID: Herr, ich weigere mich. Aus. Psalmen. C. H. Beck Verlag, München 2007, S. 49 Antonie Schneider: Die Grille. Aus: A. Schneider/M. Goedelt: Es flattert und singt. Gedichte und mehr und alles für Kinder. Hrsg. Christine Knödler, 2020 dtv Verlagsgesellschaft, München, S. 57 Leta Semadeni: In meinem Leben als Fuchs. Aus: In meinem Leben als Fuchs. In mia vita da vuolp. Chasa Editura, Rumantscha, Chur, 2010, S. 6f